Pausetaste oder Reset-Button?
Es wird Zeit für einen Bewusstseinswandel.
#CoronaCrisis #ConfidenceInCrazyTimes #Mindshift #We>Me
Ist die Corona-Krise vielleicht mehr als nur eine Unterbrechung unseres aktuellen Lebens, Arbeitens und Wirtschaftens? Ist die Uhr für die übersättigte und dennoch unersättliche Konsumgesellschaft abgelaufen? Will uns der Virus möglicherweise auf unseren Mangel an Anteilnahme für den Planeten und füreinander hinweisen? Wird die Krise der Auslöser eines grundsätzlichen Umdenkens hin zu mehr Wir-Gefühl und Achtsamkeit, die uns helfen können, mit den großen Herausforderungen unserer Zivilisation fertig zu werden? Wie könnten wir diese Wende schaffen?
Der Virus will uns auf unseren Mangel an Anteilnahme hinweisen
Die Corona-Krise hat für uns alle die Pausetaste gedrückt. Wir haben jetzt die Gelegenheit, zur Besinnung zu kommen: Was machen wir eigentlich mit dem Planeten, auf dem wir leben? Und wie gehen wir miteinander um?
Der Virus zeigt uns den eklatanten Mangel an Anteilnahme auf, den wir für die Erde und füreinander haben.
Wir haben uns zu einer selbstoptimierten Spaßgesellschaft von Konsumenten auf der Jagd nach dem nächsten Kick entwickelt, die keine Verantwortung für die Konsequenzen ihrer Handlungen tragen will. Übers Wochenende zum Shoppen nach Barcelona? Kreuzfahrt durch die Karibik? Jedes Jahr das neueste Handy? Die Schränke voller Klamotten? Wer zahlt den Preis für unseren Wohlstand? In seiner brillanten Analyse der Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnisse der globalisierten Wirtschaft „Neben uns die Sintflut“ beschreibt der Soziologe Stephan Lessenich das soziale Versagen unserer Weltordnung:
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/neben-uns-die-sintflut/978-3-446-25295-0/
Die Wirtschaft wird so, wie wir sie kennen, möglicherweise nicht weitergehen.
Die Art von Wirtschaft, die nur auf Profitmaximierung ausgerichtet ist und eine übersättigte und dennoch unersättliche Konsumgesellschaft geschaffen hat, die uns zu optimierbaren Objekten macht, wird sich durch die Krise verändern müssen. Diese Art von Wirtschaft nutzt auch die Menschen aus, für die das WIR im Vordergrund steht: All die PflegerInnen, Krankenschwestern und ErzieherInnen, die die Care-Arbeit für die Kranken, Kinder und Alten leisten. Ohne deren Unterstützung würde die Hochleistungs-Maschinerie nicht laufen, und dennoch werden sie mit kleinen Löhnen abgespeist.
Vielleicht ist diese Krise der Reset-Button für unsere vertrauten Programmierungen, die so nicht mehr funktionieren?
Wir müssen die Wende selbst schaffen.
Doch was kommt danach? Weder „die“ Politiker noch „die“ Wirtschaft können das lösen. Wir Menschen selbst müssen das tun! Wir müssen die Wende selbst schaffen – zunächst jeder für sich und dann zusammen. Es geht mindestens um einen Mindshift, vielleicht sogar um einen Evolutionssprung hin zu mehr Eigenverantwortlichkeit, mehr Bewusstheit und vor allem um mehr echte Anteilnahme. Wir müssen wieder „in Ordnung“ kommen, uns in die natürliche Ordnung einfügen, die wir in der Natur überall beobachten können. Es geht jetzt darum, das eigene menschliche Potenzial zu erkennen und zu entfalten. Es geht darum, das Beste aus sich herauszuholen, die eigene Fülle und Gestaltungskraft zu spüren und diese zum Wohl des Ganzen einzusetzen anstatt das Beste für sich herauszuholen und sich selbst gnadenlos zu optimieren. Dieser Drang zur Selbstoptimierung basiert leider oft auf einem tiefen Gefühl von Mangel und dem Bedürfnis, diesem Mangelgefühl zu entkommen.
Das vertikal ausgerichtete „Ich-Ich-Ich!“ kämpft um Macht, Geld, Rang und Revier und tut alles für die Erreichung der eigenen Ziele – ohne Rücksicht auf Verluste und mit einer oft zynischen Haltung: „Up or out“, „grow or go“ sind die dazugehörigen Schlachtrufe. Es zeigt sich im neoliberalen Wirtschaftssystem in vielen Ausprägungen.
Das horizontale „Wir“ hingegen ist auf Verbundenheit und Gleichsein aus und vernachlässigt oft die Individualität und die unterschiedlichen Stärken, Ressourcen und Interessen des Einzelnen. Es zeigt sich in sozialistischen und kommunistischen Wirtschaftssystemen. Beide Systeme funktionieren nicht nachhaltig.
Wir brauchen einen Bewusstseinswandel
Wir brauchen einen Bewusstseinswandel, ein neues Erfolgsmodell, in dem sich beide Kräfte auf einer höheren Stufe neu vereinen: Durch die Verbindung der unterschiedlichen Potenziale vieler bewusster, gereifter „Ichs“ in einem ko-kreativen Prozess, durch einen menschlicheren Umgang miteinander und eine bessere Einstimmung aufeinander wird das Ganze mehr als die Summe der einzelnen Teile und kann dann dem WIR dienen. Es geht darum, dass jeder Einzelne zunächst Bewusstheit über das ureigene, einzigartige Potenzial erlangt, sich mit anderen aus dieser Fülle heraus verbindet und durch Ko-Kreation und Kollaboration gemeinsam eine Zukunft gestaltet, die sinnvollen Zielen und dem Gemeinwohl dient und damit wiederum jedem und jeder Einzelnen.
Hear your calling!
Wie kann das gelingen? Indem ich mich in einem ersten Schritt mehr nach innen wende nach dem Motto „if you can´t go outside, go inside!“. Indem ich aus der horizontalen Verstrickung mit all dem, was draußen tönt und zerrt, aussteige, mich zentriere und mich von meiner inneren Stimme anleiten lasse mit der Frage: „Was will das Leben gerade von mir?“ „Hear your calling“ – diese Stimme trägt jeder von uns in sich, aber sie ist zart und leise und kann nur in der Stille, in einer tiefen inneren Verbundenheit mit unserem Wesenskern, gehört werden. Was sie sagt, passt nicht immer zu unseren Plänen, Vorstellungen und Erwartungen. Daher erfordert es Vertrauen in die Existenz, Demut, Geduld und Hingabe an das Leben, um diesem Ruf zu folgen.
Diese Stimme wird uns auch dazu anleiten,
die Herzen füreinander zu öffnen und einander mit anderen Augen zu sehen.
In einem zweiten Schritt können wir uns aus der Verbundenheit mit dieser inneren Quelle heraus mit anderen zusammentun, um in ko-kreativen Prozessen schöpferisch neue Lösungen für gemeinsame Zukunftsgestaltung zu finden, die dem Gemeinwohl dienen. Die Theory U von Otto Scharmer vom Presencing-Institute bietet hierfür relevante Ansätze. https://www.presencing.org
Wenn man aus der Warte eines gemeinsamen menschlichen Bewußtseins auf die Corona-Krise schaut, dann zeigt sich gerade auch etwas, was viele Mystiker seit Jahrtausenden postulieren – es gibt tatsächlich keine Trennung: „We are in this together“ – als globale menschliche Gemeinschaft. Wir sollten das Beste daraus machen, damit nicht noch lautere Weckrufe kommen müssen.